Strande- Damp- Höruphav- Dyvig- Middelfart
Wochenlange akribische Planung, herrlicher Wind, tolles Wetter, endlich laufen wir mit "Habibi" aus der Strander Bucht aus und starten unsere lang ersehnte Tour Richtung Dänemark.
Wir, das sind Christoph, begeisterter Sunseeker- Fahrer und ich- zwar auf einem Folkeboot aufgewachsen, aber null Erfahrung im alleinigen Umgang mit dem Schiff.
Nach wochenlangem Training, Aufschiesser hier und da, von einem Hafen zum nächsten unter Motor, Mann- über- Bord Manöver etc, nun mussten wir das Ganze nur noch in die Tat umsetzen...
Fazit der Tages:
Ist der Segler früh dabei, bleibt er abends sorgenfrei.
Nach einer überraschend gemütlichen ersten Nacht (trotz oder gerade wegen getrennter Kojen?) und einem ausgedehnten Frühstück packte uns nach der Erkenntnis des Vorabends der Übermut, den Hafen vor allen anderen zu verlassen und dabei vor allem nicht den Motor zum Einsatz kommen zu lassen. So gut unser Manöver geklappt hatte, so sehr hatten wir an unserer nächsten Aktion zu beißen, die gleich doppelte Ladung für die nicht vorhandene erste Bewährungsprobe war: Bei recht kräftigem Südwind ist Christoph, mittlerweile zum Matrosen aufgestiegen, mit wachsamem Auge das etwas lockere Vorstag aufgefallen, welches sich durch einen gebrochenen Bolzen gelöst hatte. Bewährungsprobe für Mensch und Material auf Höhe Falshöft. Nach Abschluss der provisorischen Reparaturarbeiten gab es ein – Gott sei Dank- noch gekühltes, zollfreies Dosenbier zur Beruhigung der sehr aufgewühlten Gemüter.
Angekommen in Höruphav war ein kurzer Fußmarsch nach zwei Tagen 3- B- Ernährung (Bier- Bouletten- Brötchen) bei Wind und Welle nach Sonderburg eine willkommene Abwechslung. Leider entpuppten sich die gemessenen 6km als gefühlte 20km und die frisch eingetauschten Kronen wurden in eine Busfahrt zurück nach Höruphav investiert- aber wir sind ja schließlich auch zum Segeln gekommen und nicht zum Wandern!
Zurück am Boot fachsimpelt man unter Folkeboot Seglern über alles Mögliche, aber vor allen Dingen hilft man sich auch gegenseitig aus. Unser provisorisch reparierter Bolzen wurde fachmännisch repariert und hat für die restliche Fahrt sicher gehalten. An dieser Stelle ein großes Dankeschön nach Hamburg.
Fazit der Tages:
Mit Ruhe, Gelassenheit und dem seglerischen Zusammenhalt löst man jede Herausforderung.
Nach zwei Tagen erster gemeinsamer Seglererfahrung, gutem Timing und einer Portion Glück haben wir die Aalsensund- Brücke unter Segeln passiert- wer braucht schon einen Motor?!
Trotz Vorsprunges auf alle anderen Schiffe durfte der erste Matrose nicht ruhen und wurde ununterbrochen aufgefordert, Niederholer und Unterliek Millimeter genau zu justieren- man hat im Folkeboot schließlich einen Ruf zu verlieren!
Allein um unser nächstes Ziel Dyvig zu sehen lohnt es sich jedoch den Aalsensund hochzuarbeiten. Schon die 3m schmale Durchfahrt – ein Meter, wenn einem noch ein größeres Schiff entgegen kommt- signalisiert die Besonderheit des Hafens- allerdings wollen wir hier auch nicht zu viel verraten; diese Stimmung muss man wirklich auf dem eigenen Folkeboot erlebt haben. Es lohnt sich!!!
Fazit:
Insider Tipps sind immer noch die besten!
Den Lille-belt bei wunderschönem Wetter überquerten wir am nächsten Tag, ein wenig mehr Wind wäre wünschenswert gewesen- allerdings sind wir so endlich dazu gekommen, unseren Linseneintopf zu kochen und uns die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen. So dümpelten wir langsam aber sicher Richtung Ärösund und mussten am Ende des Tages doch noch den künstlichen Antrieb hinzuziehen. Motor war halt doch keine so schlechte Idee.
Der Fährhafen auf Ärö ist schon an sich ein kleines Highlight- wobei klein hier betont werden muss, passt aber somit ganz gut zur Insel, die wir sogleich bei einer abendlichen Joggingtour umrundet haben.
Bei der Rückkehr zum Boot wurden wir mit einem norddeutschen „Moo-hoin“ von unseren Päckchen- Nachbarn aus Damp empfangen, die witzigerweise exakt dieselbe Strecke mit kleinen Abkürzungen wie wir gesegelt waren.
Unsere guten Vorsätze, auf die 3- B- Ernährung zu verzichten, wurden schnell über Bord geworfen und der Abend endete früh morgens mit einem Turnstück (Bewährungsprobe Nr. 3) von dem Hamburger Schiff.
Fazit:
Folkeboote liegen perfekt auf Steghöhe, um sich auch nach lustigen Seglerabenden nicht die Knochen zu brechen- und falls man doch fällt, landet man Dank der Schwerkraft ohnehin an Deck.
Auch wenn der erste Matrose nach harter Nacht noch gerne seine Koje gehütet hätte, bestand der Kapitän mal wieder darau,f das erste Boot auf der Piste zu sein. So ging es dann mit schneller Überfahrt nach Middelfart, wo wir endlich unsere Bouletten gegen einen ersten wohl verdienten Hotdog eintauschen konnten.
Den letzten Abend unseres ereignisreichen Kurztrips haben wir uns zwei saftige Steaks vom örtlichen Metzger auf unserem Zwei- hand- breiten Minigrill gegönnt und konnten uns mit letzter Kraft und unzähligen Verteidigungsmanövern gegen die Möwenschwärme bewähren, die ein Auge auf unser Abschlussessen geworfen hatten.
Wie in jedem Urlaub gingen die Tage unwahrscheinlich schnell rum, trotzdem hatten wir sehr viel Spaß auf dem VW- Käfer der Meere, wo noch ehrlich gesegelt und spartanisch gelebt wird, und bedanken uns an dieser Stelle noch einmal beim Eigner Egon für seinen Mut und sein Vertrauen.
Fazit der Woche:
Im kommenden Jahr mehr Zeit nehmen!
PS: Für alle, die sich fragen, warum unsere Tour im Norden endete und wir das Schiff nicht zurückgesegelt haben:
Natürlich haben wir "Habibi nicht im Stich gelassen. Wegen der schlechten Wetterbedingungen haben wir sie nach Kiel zurück getrailert.