Der beliebteste Hamburger Regattaleiter Bernd Krivohlavek ver-abschiedet sich mit seinem langjährigen Team nach gefühlten 50 Jahren von seinen jungen und alten Regatta-Fans.
Für alle Jollen-Klassen auf der Elbe - vom Laser bis zur Elb- H-Jolle, und für die wenigen klassischen Kielboote wie den Folkes, ist und bleibt das Areal gegenüber Blankenese das wichtigste Revier fürs Segeln von Dreiecken.
Wer gelegentlich von der Elbhöhe die spektakuläre Sicht dahin genießt und den Regatta-Ponton als Plattform für die Wettfahrtleitung entdeckt, der sieht ihn bei Ebbe mitten auf einer ausgedehnten Sandbank liegen. Zum Glück läuft später die Flut mit etwa 3,5 Meter auf und erlaubte auch Kielbooten wie den Folkes mit 1,20 Meter Tiefgang weiter das seltene Vergnügen, dort nach der Corona-Pause wieder auf die Sprintstrecken zu gehen.
Das Zeitfenster wird für uns Segler allerdings langsam kleiner, wirklich eignen sich noch ca. 2 Stunden vor und nach Hochwasser. Trotzdem hinterließen fast alle Folkes diesmal vorm Start (und einige auch danach) ihre Furchen im Sand. Denn die Regattaleitung in den bewährten Händen von Bernd Krivohlavek wollte bei leichten Winden aus dem nordöstlichen Quadranten so gerne etliche verwertbare Ergebnisse einfahren; den leichteren ,schnellen Jollen gelang das ohne Zweifel am besten. Denn jeweils am Nachmittag machte nachlassender Wind unsere Hoffnung teilweise schon zunichte. Zurückgelehnt auf dem Ponton beobachtete das MSC-Regattateam mitleidig die schleichenden Folkeboote auf ihrer Schlusskreuz, bemüht, die Ziellinie im Schneckentempo doch noch zu erreichen. Ähnliches passierte leider auch am Sonntag, da schaffte es „Ajax“ als einziges Folke im 3.Lauf noch diese lähmende Zielkreuz; Kay hatte Dusel, denn der Rest von uns handelte sich nach Ende des Zeitlimits auch noch ein DNF ein. Die Preisverteilung am Abend auf der erhöhten, offenen Terrasse des MSC mit Blick auf das Regattarevier, wurde zum Höhepunkt des Wochenendes. Zunehmend emotional wurde es bei der Abschiednahme von dem beliebtesten Hamburger Wettfahrtleiter, der für uns gefühlt seit 50 Jahren Regatten ausgerichtet hat. „Piwi“ hat die seltene Fähigkeit besessen, es allen Seglern recht zu machen. Das will etwas heißen für den Ausrichter auf einem Tidenrevier, das nach der Erweiterung für Airbus richtig an Fläche verloren hatte, und dennoch den Hamburger Seglern immer noch guten Sport bieten kann.
Gab es nach drei gewerteten Läufen echte Überraschungen? Waren die zu erwarten? Denn schaut man sich einfach die Ergebnisse bei den Jollen an, dann wurden die alten Füchse auch ihrer Favoritenrolle bei Leichtwind mal wieder völlig gerecht. Ein Laser-Segler, der sein Boot am Elbufer am Falkenstein ins Wasser schiebt, fuhr drei erste Plätze ein. Bei den 420ern segelten die absolut leichtesten und jüngsten Jungs vom MSC an die Spitze. Bei den Elb-H-Jollen kam es wie erwartet zum Zweikampf zwischen „Frieda“ und „Herzjung“, wobei der gelassene Peter Hauschildt diesmal recht ungefährdet zum Sieg kam.
Bei den Folkes gab es leider nur 5 Meldungen: Unser Flottenchef Peter Hosie war im letzten Moment verhindert . Nun war Corona ja auch keineswegs verabschiedet, ich hatte aus diesem Grund seit zwei Jahren keine einzige Regatta gesegelt. Meine Crew aber hatte zum Glück ihren Job nicht verlernt, überhörte sehr ruhig das Granteln ihres Skippers und so gewann „Fun“ nach langer Pause mal wieder den Hamburger Meisterbecher.
Was der MSC auf dem Mühlo vollbracht hat, seit er Anfang der 70er Jahre von der SVAOe die Ausrichtung der damaligen Junioren-Regatta übernahm, das kann man ihm nicht hoch genug anrechnen. Er widerlegte zugleich den ehemaligen H-Jollen Senior Karl Rehder, dass man auf dem Hausrevier der Blankeneser -dem Sand- mit Kielbooten nicht segeln könne.
Meine Nachlese: Richtig ins Grübeln kam ich, als ich mir die Ergebnisse der einzelnen Klassen näher angeschaut und verglichen hatte. Denn dabei kam ein einheitliches Muster zum Vorschein, das ich so krass niemals erwartet hatte: Ein typisches Beispiel bei den Jollenklassen war dies: Der Klassenbeste brillierte mit 1,1,1. Der Zweitplatzierte ersegelte 2,2,2. Der nächstbeste 3,3,3- usw. Dabei war der Wind nie in etwa konstant, Dreher die Regel; also bestens geeignet, alle Platzierungen gehörig durcheinander zu wirbeln. Aber nichts da! Als Pädagoge folgere ich, da wartet einige Arbeit auf Trainer und Betreuer. Es zeigte sich, gewonnen hat jeweils das schnellste Boot, dessen Crew klug reagiert hat und mit den widrigen Winden effektiv umgegangen ist. Noch kein „Vorsprung durch Technik“ also- geläutert eher durch lange Erfahrung und Wissen. Am besten zu sehen bei den Elb-H-Jollen und den Folkes. Rede ich nicht seit Jahren der eigenhändigen Optimierung von Segeln das Wort? Nun, am Ergebnis wurde es diesmal sichtbar.
Klaus Pollähn, steuert Folkeboot 864 „FUN“.